Husteninsuffizienz: Symptomatik & Maßnahmen im Überblick
Eine Husteninsuffizienz liegt vor, wenn der Hustenstoß (Peak-Cough-Flow, PCF) des Betroffenen erheblich eingeschränkt ist und die Sekretexpektoration erschwert oder sogar unmöglich wird. Die Ursachen dafür sind oft auf eine Schwäche der Inspirations- und/oder Expirationsmuskulatur zurückzuführen, die für die Ein- und Ausatmung zuständig ist, oder auf eine Schwäche der bulbären Muskulatur (Zungen- und Schlundmuskulatur). In diesem Artikel erfahren Sie, anhand welcher Werte eine Husteninsuffizienz festgestellt wird und welche Maßnahmen die Sekretexpektoration unterstützen können.
Husteninsuffizienz erkennen: Messung des Hustenstoßes und der Hustenkapazität
Die Messung des Hustenstoßes spielt bei der Diagnose einer Husteninsuffizienz eine zentrale Rolle und erfolgt mithilfe eines Peak-Flow-Meters. Dieses Gerät misst normalerweise die maximale Ausatmungsgeschwindigkeit, wie sie beispielsweise bei obstruktiven Erkrankungen (z.B. COPD und Lungenemphysem) verwendet wird.
Normwerte und kritische Grenzwerte
- Normalwert des Hustenstoßes: Über 360 Liter pro Minute.
- Kritischer Zustand: Unter 160 Liter pro Minute.
- Gefahr des Sekretverhalts: Bereits bei Werten zwischen 250 und 270 Litern pro Minute besteht ein Risiko für Sekretansammlungen, insbesondere im Falle eines Infektes.
Sekretverhalt bei neuromuskulär-erkrankten Personen lässt sich zudem anhand der Sauerstoffsättigung erkennen. Sinkt diese unter 92 % bis 93 %, kann man davon ausgehen, dass sich Sekret in den Atemwegen angesammelt hat.
Hilfestellung zum Abhusten: Methoden zur Sekretexpektoration
Um den Betroffenen eine Hilfestellung bei der Sekretexpektoration zu bieten, stehen je nach Schweregrad der Husteninsuffizienz verschiedene Therapiemethoden zur Verfügung.
Air Stacking ("Luftstapeln")
Eine relativ einfache Methode ist das Air Stacking, auch bekannt als Luftstapeln. Dabei handelt es sich um ein Manöver im Rahmen des Sekretmanagements, das darauf abzielt, die Lunge maximal aufzublähen.
Vorgehensweise:
- Anwendung von Beatmungshüben mittels eines Beatmungsbeutels oder -gerätes.
- Steigerung des inspiratorischen Volumens.
- Erforderlich: Ein ausreichender Glottisschluss (Kehldeckelschluss), um die applizierten Volumina zu halten.
Durch das manuelle Unterstützen des Hustens (z.B. durch Druck auf die unteren Rippenbögen in Richtung Kopf) kann bei leichten bis mittelschweren Husteninsuffizienzen ein annähernd normaler Hustenstoß erreicht werden.
Mechanische Hustenassistenten (Mechanische Insufflation)
Mechanische Hustenassistenten, wie der Insufflator-Exsufflator (z.B. CoughAssist©), bieten eine effektive Möglichkeit, den gesamten Hustenzyklus zu unterstützen. Diese Geräte arbeiten sowohl mit positivem Druck während der Inspiration als auch mit negativem Druck während der Expiration.
Anwendungsmöglichkeiten:
- Invasiv: Über die Trachealkanüle.
- Nicht-invasiv: Über Maske oder Mundstück.
Die konsequente Anwendung dieser mechanischen Hilfsmittel ist für Patient*innen in der außerklinischen Intensivpflege ebenso wichtig wie die Beatmung selbst. Sie werden häufig drei- bis viermal täglich in mehreren Zyklen angewendet, um die Dehnbarkeit des Thorax zu erhalten und die Atemarbeit der Betroffenen zu reduzieren.
Vorteile der mechanischen Insufflator-Exsufflator
Die mechanischen Insufflator-Exsufflator sind mittlerweile ein fester Bestandteil der außerklinischen Intensivpflege und bieten zahlreiche Vorteile:
- Vermeidung von Sekretansammlungen, die zu Atemwegsinfektionen führen könnten.
- Reduzierung der Atemanstrengung für die Betroffenen.
- Erhalt der Thoraxbeweglichkeit, um die Atemfunktion zu unterstützen.
Einleitung und Einstellung der Therapie
Wie bei jeder Beatmungstherapie sollte auch die Einleitung und Einstellung eines Hilfsmittels zur Therapie der Husteninsuffizienz in einer versierten Klinik stattfinden. Hier kann die Wirksamkeit getestet und die beste Einstellung für jeden Patienten individuell gefunden werden.
Wichtige Faktoren bei der Einstellung:
- Individuelle Anpassung an den Zustand des Patienten.
- Regelmäßige Kontrollen und Anpassungen durch medizinisches Fachpersonal.
- Gewährleistung der bestmöglichen Unterstützung der Atemfunktion.
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Fazit zur Therapie bei Husteninsuffizienz
Eine gut durchgeführte Therapie der Husteninsuffizienz kann bei neuromuskulären Patienten eine entscheidende Rolle spielen. Durch die konsequente Durchführung können folgende Ziele erreicht werden:
- Verzögerung des Beatmungsbeginns bei Patienten.
- Ermöglichung einer Nicht-Invasiven-Beatmung.
- Vermeidung von Hospitalisierungen durch effektives Sekretmanagement.
- Verbesserung der Lebensqualität und Verlängerung des Lebens des Betroffenen.
Ebenso wie die Beatmungstherapie sollte die Therapie einer Husteninsuffizienz stets in einer Klinik mit entsprechender Expertise eingeleitet und eingestellt werden, um die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
FAQ
Was ist Husteninsuffizienz und wie wird sie festgestellt?
Husteninsuffizienz liegt vor, wenn der Hustenstoß (Peak-Cough-Flow, PCF) nicht ausreicht, um Sekret effektiv aus den Atemwegen zu entfernen. Dies kann durch Schwäche der Atemmuskulatur oder der Zungen- und Schlundmuskulatur verursacht werden. Die Diagnose erfolgt mittels Messung des Hustenstoßes mit einem Peak-Flow-Meter. Werte unter 160 Litern pro Minute gelten als kritisch.
Welche Symptome deuten auf eine Husteninsuffizienz hin?
Häufige Anzeichen sind Schwierigkeiten beim Abhusten von Sekret, häufige Atemwegsinfektionen und eine verringerte Sauerstoffsättigung (unter 92-93%). Betroffene können auch unter Kurzatmigkeit leiden, insbesondere bei Infekten oder erhöhter Sekretbildung.
Welche Methoden gibt es, um bei Husteninsuffizienz das Abhusten zu unterstützen?
Es gibt mehrere Methoden, darunter das Air Stacking (Luftstapeln), bei dem das Lungenvolumen durch zusätzliche Atemhübe erhöht wird, und den Einsatz mechanischer Hustenassistenten wie dem Insufflator-Exsufflator. Diese Geräte arbeiten mit positivem und negativem Druck, um den gesamten Hustenzyklus zu unterstützen.
Wann sollte ein mechanischer Hustenassistent eingesetzt werden?
Mechanische Hustenassistenten kommen zum Einsatz, wenn das eigenständige Abhusten nicht mehr ausreichend ist, etwa bei neuromuskulären Erkrankungen. Sie helfen, Sekretansammlungen zu vermeiden und die Atemarbeit zu erleichtern. Die Anwendung kann sowohl invasiv über eine Trachealkanüle als auch nicht-invasiv über eine Maske erfolgen.
Kann eine Husteninsuffizienz behandelt werden, um eine dauerhafte Beatmung zu vermeiden?
Ja, durch eine gezielte Therapie, einschließlich mechanischer Hustenassistenz und effektiver Sekretmanagement-Techniken, kann der Beginn einer dauerhaften Beatmung oft verzögert oder sogar vermieden werden. Eine regelmäßige Anpassung der Therapie durch Fachpersonal ist dabei entscheidend für den Erfolg.
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Quellen:
Pneumologie (Lehrbuch für Atmungstherapeuten)
S2k – Leitlinie Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz