Kinästhetik
Inhaltsverzeichnis
Definition:
Kinästhetik ist die Lehre von der Bewegungswahrnehmung und beschäftigt sich damit, wie Menschen ihre Bewegungen bewusst wahrnehmen und gestalten können. In der Pflege wird das Konzept verwendet, um Patienten in ihren Bewegungen zu unterstützen, ohne sie zu heben oder unnötige Kraftaufwände zu betreiben. Dies fördert nicht nur die Gesundheit und Mobilität des Patienten, sondern schont auch die Pflegekräfte.
Ziele der Kinästhetik in der Pflege:
- Förderung der Eigenständigkeit:
- Kinästhetik unterstützt Patienten dabei, ihre Bewegungsfähigkeiten zu erhalten oder wiederzuerlangen, um möglichst selbstständig zu bleiben. Der Patient wird aktiv in Bewegungen einbezogen, anstatt passiv bewegt zu werden.
- Schonung der Pflegekräfte:
- Durch den Einsatz der Kinästhetik können Pflegekräfte die Bewegungen der Patienten effektiver unterstützen, ohne selbst körperlich überlastet zu werden. Es geht darum, natürliche Bewegungsmuster zu nutzen und auf das Heben oder Tragen weitestgehend zu verzichten.
- Verbesserung der Bewegungsqualität:
- Patienten lernen durch kinästhetische Unterstützung, ihre Bewegungen besser wahrzunehmen und gezielt zu steuern, was die Lebensqualität und das Wohlbefinden fördert.
- Vermeidung von Komplikationen:
- Durch regelmäßige Bewegung und Mobilisation können Komplikationen wie Kontrakturen (Versteifung von Gelenken), Druckgeschwüre (Dekubitus) und Thrombosen vermieden werden.
Prinzipien der Kinästhetik:
- Wahrnehmung der eigenen Bewegung:
- Kinästhetik basiert auf der Idee, dass jeder Mensch seine Bewegungen bewusst wahrnehmen und verbessern kann. Die Pflegekraft unterstützt den Patienten dabei, die eigene Bewegung zu spüren und zu kontrollieren.
- Bewegung durch Gewichtsverlagerung:
- Statt das Heben von Patienten steht die Verlagerung des Körpergewichts im Vordergrund. Die Pflegekraft hilft dem Patienten, das Körpergewicht so zu verschieben, dass Bewegungen wie das Aufstehen, Hinsetzen oder Umdrehen leichter gelingen.
- Ressourcenorientierung:
- Der Fokus liegt darauf, die vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten des Patienten zu nutzen. Der Patient wird ermutigt, so viel wie möglich selbst zu tun, um seine Beweglichkeit zu fördern und Abhängigkeiten zu verringern.
- Interaktion:
- Bewegung wird in der Kinästhetik als Interaktion zwischen dem Patienten und der Umgebung betrachtet. Pflegekräfte unterstützen die Bewegungen des Patienten, indem sie ihre Bewegungen an die des Patienten anpassen und mit ihm kooperieren.
- Bewegungsunterstützung statt Bewegungsausführung:
- Pflegekräfte führen die Bewegungen nicht für den Patienten aus, sondern unterstützen den Patienten dabei, sich selbstständig zu bewegen. Dies fördert das Körperbewusstsein und hilft, die Mobilität zu erhalten.
Anwendung der Kinästhetik in der Pflege:
- Mobilisation von Bettlägerigen:
- Kinästhetik wird häufig bei der Mobilisation von Patienten angewendet, die im Bett liegen. Hierbei werden Techniken eingesetzt, um den Patienten sanft zu drehen, aufzusetzen oder zu unterstützen, ohne dass die Pflegekraft viel Kraft aufwenden muss.
- Unterstützung beim Aufstehen und Hinsetzen:
- Patienten werden durch kinästhetische Techniken dabei unterstützt, sich aus dem Bett oder vom Stuhl zu erheben, indem sie ihr eigenes Körpergewicht nutzen und Gewichtsverlagerung einsetzen, um die Bewegung zu erleichtern.
- Förderung der Eigenmobilität:
- Patienten, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, lernen durch kinästhetische Ansätze, wie sie ihren Körper besser kontrollieren und sich trotz Einschränkungen bewegen können.
- Prophylaxe von Stürzen:
- Durch die Verbesserung der Bewegungskoordination und das gezielte Training von Bewegungsmustern kann das Risiko von Stürzen reduziert werden.
- Kinästhetik in der Rehabilitation:
- In der Rehabilitation wird Kinästhetik genutzt, um nach Verletzungen oder Operationen die Bewegungsfähigkeit wiederzuerlangen und die körperliche Selbstständigkeit zu fördern.
Vorteile der Kinästhetik:
- Schonung von Gelenken und Muskeln der Pflegekräfte:
- Pflegekräfte profitieren davon, dass sie ihre eigenen Kräfte schonen und den Patienten besser unterstützen können, indem sie Hebetechniken vermeiden und die natürliche Bewegung des Patienten fördern.
- Erhalt der Bewegungsfähigkeit von Patienten:
- Patienten werden ermutigt, sich aktiv zu bewegen, was die Bewegungsfähigkeit erhält und einer weiteren Verschlechterung der Mobilität vorbeugt.
- Förderung der Selbstständigkeit:
- Durch die aktive Beteiligung an Bewegungen wird das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit der Patienten gestärkt.
- Vermeidung von Komplikationen:
- Regelmäßige Bewegung und gezielte Mobilisation helfen, Folgeerkrankungen wie Druckgeschwüre oder Gelenkversteifungen zu verhindern.