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Glossar

Parenterale Ernährung

Definition:

Die parenterale Ernährung ist eine Form der künstlichen Ernährung, bei der Nährstoffe durch eine Infusion direkt ins Blut geleitet werden. Sie umgeht den Magen-Darm-Trakt vollständig und wird hauptsächlich bei Patienten eingesetzt, die nicht in der Lage sind, Nährstoffe auf normalem Weg aufzunehmen.

Indikationen für parenterale Ernährung:

  1. Schwere Darmerkrankungen:
    • Patienten mit schweren Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Kurzdarmsyndrom, bei denen die Aufnahme von Nährstoffen über den Darm nicht ausreichend funktioniert.
  2. Darmverschluss (Ileus):
    • Bei einem Darmverschluss ist der Verdauungstrakt blockiert, sodass Nahrung nicht transportiert werden kann.
  3. Chirurgische Eingriffe am Magen-Darm-Trakt:
    • Nach größeren Bauchoperationen oder Darmresektionen wird die parenterale Ernährung oft vorübergehend eingesetzt, um die Heilung zu unterstützen, ohne den Verdauungstrakt zu belasten.
  4. Krebsbehandlungen:
    • Bei Krebspatienten, die aufgrund von Tumoren im Magen-Darm-Bereich oder nach Chemotherapie oder Bestrahlung keine Nahrung aufnehmen können, ist parenterale Ernährung notwendig.
  5. Schwere Unterernährung:
    • Menschen mit schwerer Unterernährung, bei denen eine enterale Ernährung (über den Magen-Darm-Trakt) nicht möglich oder nicht ausreicht, können parenteral ernährt werden.
  6. Verbrennungen oder Traumata:
    • Bei großflächigen Verbrennungen oder schweren Verletzungen steigt der Nährstoffbedarf des Körpers stark an. Parenterale Ernährung hilft, diesen Bedarf zu decken, wenn die orale oder enterale Ernährung nicht ausreicht.

Bestandteile der parenteralen Ernährung:

Eine parenterale Ernährung enthält alle Nährstoffe, die der Körper benötigt:

  1. Kohlenhydrate:
    • In Form von Glukose, um den Körper mit Energie zu versorgen.
  2. Fette:
    • Fettlösliche Lösungen, die essentielle Fettsäuren und Kalorien liefern.
  3. Proteine:
    • Aminosäuren, die notwendig sind, um Muskelmasse zu erhalten und den Körper mit Baumaterialien zu versorgen.
  4. Elektrolyte:
    • Mineralien wie Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium, die den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Körper regulieren.
  5. Vitamine und Spurenelemente:
    • Fett- und wasserlösliche Vitamine sowie Spurenelemente wie Zink, Eisen und Kupfer, die für die normale Funktion des Körpers unerlässlich sind.
  6. Wasser:
    • Um den Flüssigkeitshaushalt des Körpers zu erhalten und die Versorgung mit lebensnotwendigem Wasser sicherzustellen.

Arten der parenteralen Ernährung:

  1. Totale parenterale Ernährung (TPE):
    • Bei dieser Methode wird der gesamte Nährstoffbedarf des Körpers über die intravenöse Ernährung gedeckt, da der Magen-Darm-Trakt vollständig umgangen wird. Sie wird meist über einen zentralvenösen Katheter (ZVK) verabreicht, der in eine große Vene wie die Vena subclavia oder Vena jugularis eingeführt wird.
  2. Partielle parenterale Ernährung (PPE):
    • Diese Form wird eingesetzt, wenn der Patient teilweise noch Nahrung über den Verdauungstrakt aufnehmen kann. Hier wird die parenterale Ernährung als Ergänzung zur enteralen Ernährung verwendet.

Durchführung:

  1. Zentralvenöser Zugang:
    • Da die parenterale Ernährung eine hochkonzentrierte Lösung enthält, wird sie meist über einen zentralvenösen Katheter (ZVK) verabreicht, um das Risiko von Irritationen der kleineren Venen zu vermeiden.
  2. Infusionspumpe:
    • Die Nährstofflösung wird mit einer Infusionspumpe über einen längeren Zeitraum langsam in die Vene abgegeben. Dadurch wird sichergestellt, dass der Körper die Nährstoffe gleichmäßig und kontrolliert aufnehmen kann.

Vorteile der parenteralen Ernährung:

  1. Komplette Versorgung:
    • Parenterale Ernährung stellt sicher, dass der Körper alle notwendigen Nährstoffe erhält, auch wenn der Verdauungstrakt nicht funktioniert.
  2. Bypass des Verdauungssystems:
    • Patienten, die aufgrund von Erkrankungen oder Operationen ihren Darm nicht nutzen können, profitieren von dieser Methode, da sie das Verdauungssystem umgeht.
  3. Flexibilität:
    • Die Nährstoffzusammensetzung kann individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden, z. B. bei erhöhtem Kalorienbedarf oder spezifischen Mangelzuständen.

Risiken und Komplikationen:

  1. Infektionen:
    • Da der zentrale Venenkatheter einen direkten Zugang zum Blutkreislauf bietet, besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionen, einschließlich Sepsis.
  2. Lebererkrankungen:
    • Bei langfristiger parenteraler Ernährung kann es zu einer Überlastung der Leber und zu Leberfunktionsstörungen kommen, insbesondere wenn die Nährstoffzusammensetzung nicht gut abgestimmt ist.
  3. Stoffwechselentgleisungen:
    • Zu schnelle oder falsche Verabreichung der Nährstoffe kann zu Ungleichgewichten im Blutzucker- oder Elektrolythaushalt führen.
  4. Thrombosen:
    • Langfristiger Einsatz eines zentralen Venenkatheters kann das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) erhöhen.

Alternativen zur parenteralen Ernährung:

  1. Enterale Ernährung:
    • Wenn der Magen-Darm-Trakt noch funktionstüchtig ist, wird in der Regel die enterale Ernährung bevorzugt, da sie physiologischer ist und das Risiko für Komplikationen geringer ist.
  2. Orale Nahrungsaufnahme:
    • Wenn möglich, wird eine normale Nahrungsaufnahme bevorzugt, da dies die natürlichste und effektivste Art der Ernährung ist.
Synonyme: Parenteral, Parenterale
Typ des Begriffes: definition
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