Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Glossar

Periprothetische Infektion (PPI)

Definition:

Periprothetische Infektionen sind Infektionen, die das Gewebe um eine Gelenkprothese betreffen. Diese Infektionen können das Gelenk, die umgebenden Weichteile und den Knochen involvieren. Sie stellen eine der schwerwiegendsten Komplikationen nach einer Gelenkprothesenoperation dar und können die Funktion der Prothese beeinträchtigen, zu starken Schmerzen führen und letztlich das Implantat gefährden.

Ursachen:

Die Ursachen einer periprothetischen Infektion können vielfältig sein:

  1. Intraoperative Kontamination:
    • Bakterien können während der Operation in die Wunde gelangen, selbst unter sterilen Bedingungen.
  2. Hämatogene Streuung:
    • Nach der Implantation kann eine Infektion über den Blutweg (hämatogen) von einem anderen Infektionsherd im Körper zur Prothese gelangen, z. B. nach einer Zahninfektion oder einem Harnwegsinfekt.
  3. Postoperative Infektion:
    • Nach der Operation können Bakterien durch die Wunde oder von der Hautoberfläche in den Körper eindringen.
  4. Chronische Wundheilungsstörungen:
    • Eine schlechte Wundheilung, z. B. durch Diabetes oder Immunsuppression, kann das Infektionsrisiko erhöhen.

Risikofaktoren:

Verschiedene Faktoren können das Risiko einer periprothetischen Infektion erhöhen:

  • Vorerkrankungen: Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis, Immunsuppression oder chronische Niereninsuffizienz.
  • Vorangegangene Operationen am selben Gelenk: Erhöhtes Risiko durch Narbengewebe und mögliche vorherige Infektionen.
  • Adipositas: Erhöhtes Risiko aufgrund von Wundheilungsproblemen und längeren Operationszeiten.
  • Rauchen: Verzögert die Wundheilung und beeinträchtigt die Immunantwort.
  • Lange Operationszeiten: Je länger die Operation dauert, desto höher das Risiko für eine Infektion.

Symptome:

Die Symptome einer periprothetischen Infektion können akut oder schleichend auftreten und umfassen:

  • Schmerzen: Anhaltende oder zunehmende Schmerzen im Bereich der Prothese.
  • Schwellung und Rötung: Anzeichen einer Entzündung im Bereich der Wunde oder des Gelenks.
  • Fieber: Allgemeine Infektionssymptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Unwohlsein.
  • Eiterabsonderung: Flüssigkeitsaustritt aus der Operationswunde, möglicherweise mit eitrigem Sekret.
  • Instabilität der Prothese: Die Prothese kann sich lockern, was zu Funktionsverlust und Bewegungseinschränkungen führt.

Diagnose:

Die Diagnose einer periprothetischen Infektion basiert auf einer Kombination aus klinischer Beurteilung und diagnostischen Verfahren:

  • Klinische Untersuchung: Beurteilung der Symptome und des körperlichen Zustands des Patienten.
  • Blutuntersuchungen: Bestimmung von Entzündungsparametern wie C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG).
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, CT- oder MRT-Scans können Hinweise auf eine Infektion, Lockerung der Prothese oder Knochenschäden geben.
  • Gelenkpunktion: Entnahme von Gelenkflüssigkeit zur mikrobiologischen Untersuchung, um den Erreger zu identifizieren.
  • Biopsie: Gewebeentnahme aus dem Bereich um die Prothese zur histologischen und mikrobiologischen Untersuchung.

Behandlung:

Die Behandlung einer periprothetischen Infektion erfordert oft eine Kombination aus chirurgischen Eingriffen und medikamentöser Therapie:

  1. Antibiotikatherapie:
    • Langzeit-Antibiotikabehandlung, oft über Wochen bis Monate, basierend auf dem identifizierten Erreger.
  2. Chirurgische Eingriffe:
    • Débridement und Austausch von Prothesenkomponenten: Entfernung von infiziertem Gewebe und Austausch von Prothesenteilen.
    • Kompletter Prothesenwechsel: Bei schwerwiegenden Infektionen kann ein zweizeitiger Austausch der Prothese erforderlich sein (Entfernung der infizierten Prothese, temporärer Platzhalter, und später Neueinsetzung einer Prothese).
    • Gelenkversteifung oder Amputation: In extremen Fällen kann dies notwendig sein, um die Infektion zu kontrollieren und das Leben des Patienten zu retten.
  3. Prothesenerhaltende Maßnahmen:
    • Bei frühzeitig erkannter Infektion kann versucht werden, die Prothese zu erhalten, während die Infektion mit Antibiotika und minimal-invasiven Verfahren behandelt wird.
Typ des Begriffes: definition
Zurück