Immobilität
Definition:
Immobilität bezeichnet die eingeschränkte oder vollständige Unfähigkeit, sich eigenständig zu bewegen, sei es aufgrund von körperlichen, neurologischen oder psychischen Ursachen. Immobilität kann vorübergehend oder dauerhaft sein und tritt häufig bei älteren Menschen, nach Unfällen oder bei chronischen Erkrankungen auf.
Ursachen:
Immobilität kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter:
- Körperliche Ursachen:
- Verletzungen: Brüche, Verstauchungen oder Muskelverletzungen können die Bewegungsfähigkeit einschränken.
- Arthritis: Entzündungen in den Gelenken, die Schmerzen und Steifheit verursachen und die Mobilität beeinträchtigen.
- Schwäche der Muskulatur: Muskelatrophie, die durch Inaktivität oder Alterung verursacht wird, verringert die Mobilität.
- Lähmungen: Durch Schädigungen des Rückenmarks oder Nervensystems, die zu teilweiser oder vollständiger Bewegungsunfähigkeit führen.
- Neurologische Ursachen:
- Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann Lähmungen oder Schwäche in einer Körperhälfte verursachen, was die Bewegungsfähigkeit stark einschränkt.
- Multiple Sklerose: Eine neurologische Erkrankung, die die Nervenfunktion beeinträchtigt und zu Bewegungsstörungen und Immobilität führen kann.
- Parkinson-Krankheit: Eine neurodegenerative Erkrankung, die das Gleichgewicht, die Motorik und die Muskelsteifheit beeinträchtigt.
- Altersbedingte Ursachen:
- Gebrechlichkeit (Frailty): Im Alter verlieren Menschen oft Muskelkraft, Gleichgewicht und Koordination, was die Bewegungsfähigkeit einschränkt.
- Knochenerkrankungen: Osteoporose erhöht das Risiko für Knochenbrüche, die zu Immobilität führen können.
- Psychische Ursachen:
- Depression: Menschen mit schweren Depressionen sind oft antriebslos und können sich nur eingeschränkt bewegen oder ihre Mobilität vollständig verlieren.
- Angststörungen: Angstzustände, insbesondere Agoraphobie, können zu einem Rückzug aus der Bewegung und Immobilität führen.
Auswirkungen und Komplikationen:
Immobilität hat weitreichende gesundheitliche und psychosoziale Folgen für Betroffene:
- Physische Auswirkungen:
- Muskelschwund (Atrophie): Längere Inaktivität führt zum Abbau der Muskulatur, was die Bewegungsfähigkeit weiter einschränkt.
- Dekubitus (Druckgeschwüre): Durch längeres Liegen oder Sitzen entstehen Druckgeschwüre an Körperstellen, die dauerhaft belastet werden, wie Fersen, Steißbein oder Schultern.
- Thrombose: Bewegungsmangel erhöht das Risiko von Blutgerinnseln in den Venen (tiefe Venenthrombose), insbesondere in den Beinen.
- Lungenprobleme: Immobilität kann die Atemkapazität einschränken und das Risiko für Lungenentzündungen erhöhen.
- Verstopfung: Längere Inaktivität führt oft zu Verdauungsstörungen, einschließlich Verstopfung.
- Psychische und soziale Auswirkungen:
- Depression und Isolation: Menschen, die immobil sind, fühlen sich oft isoliert und entwickeln Depressionen oder Ängste.
- Verlust der Selbstständigkeit: Immobilität führt oft zu Abhängigkeit von Pflegepersonal oder Familienangehörigen, was das Selbstwertgefühl beeinträchtigen kann.
- Kognitive Auswirkungen:
- Kognitive Einschränkungen: Langfristige Immobilität, insbesondere bei älteren Menschen, kann zu geistigen Einbußen, wie einer Verschlechterung des Gedächtnisses oder der Aufmerksamkeit, führen.
Diagnose und Beurteilung:
Die Diagnose von Immobilität erfolgt durch eine umfassende Beurteilung der körperlichen und funktionalen Fähigkeiten des Betroffenen. Dazu gehören:
- Anamnese: Eine detaillierte Krankengeschichte des Patienten, um die Ursache der Immobilität zu ermitteln.
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung der Muskelkraft, Gelenkbeweglichkeit, neurologischen Funktionen und des Gleichgewichts.
- Mobilitätstests: Tests wie der Timed Up and Go-Test (TUG), bei dem die Zeit gemessen wird, die eine Person benötigt, um aus dem Sitzen aufzustehen, einige Schritte zu gehen und sich wieder hinzusetzen.
Behandlung und Maßnahmen:
Die Behandlung von Immobilität hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ziel ist es, die Mobilität wiederherzustellen oder zu verbessern, Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten.
- Physiotherapie und Rehabilitation:
- Kraft- und Bewegungstraining: Physiotherapeuten arbeiten mit Patienten, um Muskeln zu stärken und die Bewegungsfähigkeit zu verbessern.
- Gehhilfen und Rollstühle: Patienten, die nicht selbstständig gehen können, erhalten Unterstützung durch Gehhilfen, Rollatoren oder Rollstühle.
- Umlagerungstechniken: Regelmäßiges Umlagern immobiler Patienten im Bett zur Vermeidung von Druckgeschwüren.
- Medikamentöse Behandlung:
- Schmerzmittel: Bei Gelenk- oder Muskelschmerzen werden Schmerzmittel eingesetzt, um die Bewegung zu erleichtern.
- Thromboseprophylaxe: In schwerwiegenden Fällen kann die Gabe von blutverdünnenden Medikamenten notwendig sein, um Blutgerinnsel zu verhindern.
- Psychologische Unterstützung:
- Therapie bei Depression und Angstzuständen: Psychologische Beratung oder kognitive Verhaltenstherapie können helfen, emotionale Belastungen durch Immobilität zu verringern.
- Soziale Integration: Maßnahmen zur Förderung sozialer Kontakte und Aktivitäten helfen, Isolation und Einsamkeit zu reduzieren.
- Ernährung:
- Proteinreiche Ernährung: Eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung kann helfen, Muskelmasse zu erhalten oder wieder aufzubauen.
- Flüssigkeitszufuhr und Ballaststoffe: Eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeiten und Ballaststoffen ist wichtig, um Verdauungsprobleme wie Verstopfung zu vermeiden.