Ulcus cruris
Definition:
Das Ulcus cruris, umgangssprachlich auch als "offenes Bein" bezeichnet, ist ein chronisches, schlecht heilendes Geschwür am Unterschenkel. Es ist eine häufige, aber ernsthafte Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Das Ulcus cruris wird in der Regel durch eine zugrunde liegende Durchblutungsstörung verursacht und kann ohne angemessene Behandlung zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen. Es gibt verschiedene Formen des Ulcus cruris, abhängig von der zugrunde liegenden Ursache.
Hauptarten von Ulcus cruris:
- Ulcus cruris venosum (venöses Ulcus):
- Ursache: Chronisch venöse Insuffizienz (CVI), eine Erkrankung, bei der die Venen nicht ausreichend Blut zurück zum Herzen transportieren können.
- Merkmale: Tritt meist am Innenknöchel auf, umgeben von braun verfärbter Haut. Die betroffenen Patienten haben oft auch Schwellungen (Ödeme) in den Beinen.
- Ulcus cruris arteriosum (arterielles Ulcus):
- Ursache: Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), bei der die Arterien verengt oder blockiert sind, was die Blutversorgung der Beine beeinträchtigt.
- Merkmale: Tritt häufig an den Zehen, Fersen oder äußeren Knöcheln auf. Die Haut um das Geschwür herum ist oft blass, kalt und fühlt sich taub an. Schmerzen treten oft in Ruhe oder nachts auf.
- Ulcus cruris mixtum (gemischtes Ulcus):
- Ursache: Kombination aus venösen und arteriellen Durchblutungsstörungen.
- Merkmale: Symptome beider Formen können vorhanden sein, und die Heilung ist oft schwieriger.
- Ulcus cruris diabeticum (diabetisches Ulcus):
- Ursache: Diabetes mellitus, der sowohl die Nerven (Neuropathie) als auch die Blutgefäße schädigt, was zu einem erhöhten Risiko für Geschwüre führt.
- Merkmale: Häufig an Füßen oder Unterschenkeln, mit verminderter Schmerzempfindung, was dazu führt, dass Geschwüre oft spät entdeckt werden.
Symptome:
- Schlecht heilende Wunde: Lang anhaltende, offene Wunde am Unterschenkel, die nur langsam oder gar nicht heilt.
- Schmerzen: Varrieren je nach Ursache, können jedoch besonders bei arteriellen Ulcera intensiv sein.
- Entzündung: Rötung, Schwellung und Überwärmung des umliegenden Gewebes.
- Sekretion: Austritt von Flüssigkeit oder Eiter aus der Wunde.
- Verfärbung der Haut: Um das Geschwür herum kann die Haut dunkel verfärbt oder verhärtet sein.
Ursachen:
- Chronische venöse Insuffizienz (CVI)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
- Diabetes mellitus
- Rauchen: Erhöht das Risiko von Durchblutungsstörungen erheblich.
- Übergewicht: Führt zu zusätzlicher Belastung der Venen und erschwert die Heilung.
- Bewegungsmangel: Verschlechtert die Durchblutung und fördert die Entstehung von Geschwüren.
Diagnose:
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und verschiedenen diagnostischen Verfahren:
- Klinische Untersuchung: Der Arzt bewertet die Wunde und untersucht mögliche Durchblutungsstörungen.
- Doppler-Ultraschall: Dieser Test misst den Blutfluss in den Venen und Arterien des Beins.
- Angiographie: Eine detaillierte Darstellung der Blutgefäße zur Untersuchung von Blockaden oder Verengungen.
- Bluttests: Um Diabetes oder andere systemische Erkrankungen zu identifizieren, die das Risiko für ein Ulcus cruris erhöhen könnten.
Behandlung:
Die Behandlung eines Ulcus cruris richtet sich nach der Ursache und umfasst oft eine Kombination aus lokalen Wundbehandlungen, systemischen Therapien und Maßnahmen zur Verbesserung der Durchblutung:
- Wundversorgung:
- Regelmäßige Reinigung: Entfernung von abgestorbenem Gewebe und Anwendung spezieller Wundauflagen, um die Heilung zu fördern.
- Antibiotika: Bei Infektionen zur Bekämpfung bakterieller Erreger.
- Kompressionstherapie:
- Kompressionsstrümpfe oder -verbände: Besonders bei venösen Ulcera, um den Blutfluss zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren.
- Chirurgische Eingriffe:
- Bypass-Operation oder Angioplastie: Um die Blutversorgung bei arteriellen Ulcera zu verbessern.
- Hauttransplantation: In schweren Fällen, wenn große Wundflächen nicht heilen.
- Medikamentöse Therapie:
- Blutverdünner: Zur Verbesserung der Durchblutung bei arteriellen Ulcera.
- Diabetesmanagement: Um den Blutzuckerspiegel bei Patienten mit diabetischen Ulcera zu kontrollieren.
- Lebensstiländerungen:
- Raucherentwöhnung: Um das Fortschreiten der Durchblutungsstörungen zu verlangsamen.
- Gewichtsabnahme und regelmäßige Bewegung: Zur Verbesserung der Durchblutung und Verringerung des Drucks auf die Beine.