Hirnödem
bezeichnet eine Schwellung des Gehirns, die durch die Ansammlung von Flüssigkeit im Hirngewebe entsteht. Diese Volumenzunahme führt zu einem erhöhten Hirndruck (intrakranieller Druck), der lebensbedrohlich sein kann, wenn er nicht schnell behandelt wird.
Formen des Hirnödems:
- Vasogenes Ödem:
- Häufigste Form
- Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke ist gestört → Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen ins Gewebe
- Ursachen: Tumoren, Entzündungen, Traumata
- Zytotoxisches Ödem:
- Zellschwellung durch gestörten Stoffwechsel in den Nervenzellen
- Ursachen: Schlaganfall, Hypoxie, Vergiftungen
- Interstitielles Ödem:
- Durch erhöhten Druck im Liquorsystem → Übertritt von Flüssigkeit ins Hirngewebe
- Ursache: Hydrozephalus
- Osmotisches Ödem:
- Flüssigkeitsverschiebung bei starkem osmotischen Ungleichgewicht
- Ursachen: Leberversagen, Hyponatriämie
Ursachen eines Hirnödems:
- Schädel-Hirn-Trauma
- Schlaganfall (ischämisch oder hämorrhagisch)
- Hirntumoren
- Infektionen (z. B. Meningitis, Enzephalitis)
- Hypoxie / Reanimation
- Vergiftungen oder metabolische Entgleisungen
- Höhenkrankheit
Symptome:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen (meist ohne Übelkeit)
- Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
- Verlangsamung der Reaktion, Verwirrtheit
- Krampfanfälle
- Pupillenveränderungen, Sehstörungen
- Einseitige Lähmungen
- Unregelmäßige Atmung, Bradykardie → Zeichen eines Hirndrucks
Diagnostik:
- CT oder MRT: Darstellung von Schwellung und möglicher Ursache
- Neurologische Untersuchung: GCS, Pupillen, Reflexe
- Liquordruckmessung: Hinweis auf erhöhten Hirndruck
- Blutuntersuchungen: Entzündungswerte, Elektrolyte, Toxine
Therapie:
🆘 Akutbehandlung:
- Oberkörperhochlagerung (30°) zur Druckentlastung
- Osmotherapie: Mannitol oder hypertones NaCl zur Entwässerung
- Kortikosteroide: Bei vasogenem Ödem (z. B. durch Tumor)
- Sedierung / kontrollierte Beatmung: Reduktion des zerebralen Stoffwechsels
- Hyperventilation (zeitlich begrenzt): Senkt CO₂ und damit den Hirndruck
- Liquordrainage bei Liquoraufstau
- Operative Maßnahmen: z. B. Dekompressionskraniotomie bei drohender Einklemmung
Pflegeaspekte:
- Überwachung der Vitalzeichen und Pupillen
- Bewusstsein und neurologischer Status regelmäßig kontrollieren
- Kopf ruhig und erhöht lagern
- Flüssigkeitsbilanzierung
- Körperliche Schonung, Reizabschirmung
- Frühzeitige Kommunikation mit dem ärztlichen Team bei Verschlechterung
- Angehörigenbegleitung bei kritischem Verlauf