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Blutgasanalyse » Grundlagen und Durchführung einer BGA

  • Erstellt von Lars Dufeldt & Denny Schreier
  • Fachwissen außerklinische Beatmung und Intensivpflege

Die Blutgasanalyse (BGA) ist ein wichtiges medizinisches Diagnoseverfahren, um den Gesundheitszustand eines Patienten oder einer Patientin mittels seiner Blutwerte schnell und umfangreich zu bewerten.

Blutgasanalyse: Grundlagen und Durchführung einer BGA

Die Blutgasanalyse (BGA) ist ein wichtiges medizinisches Diagnoseverfahren, um den Gesundheitszustand eines Patienten oder einer Patientin mittels seiner Blutwerte schnell und umfangreich zu bewerten. Dabei kann eine BGA bei der frühzeitigen Erkennung und Behandlung zahlreicher Erkrankungen hilfreich sein. Zudem gibt sie wichtige Informationen über den Säure-Basen-Haushalt sowie den Gasaustausch im Blut. Wir geben dir hier einen Überblick über die Bedeutung der BGA und ihren Ablauf. Weiterhin zeigen wir dir, warum die Messung des Blutes für die Beatmungspflege von Bedeutung ist.

Eine Pflegefachkraft arbeitet in einem Patientenzimmer am Blutgasanalyse-Gerät in Großaufnahme

Die Anwendung und Handhabung ist für jede Pflegefachkraft nach einer fachlichen Einweisung möglich | © ZBI Gruppe

Inhaltsverzeichnis

 


Was ist eine Blutgasanalyse? 

Die Blutgasanalyse ist ein technisches Verfahren, bei der eine kleine Blutprobe entnommen wird. Dabei werden die Konzentrationen verschiedener Gase im Blut, wie Sauerstoff und Kohlendioxid, gemessen und analysiert. In der außerklinischen Intensivpflege sind die wichtigsten Parameter:

  • der pH-Wert,
  • der Sauerstoffpartialdruck (pO2)
  • der Kohlendioxidpartialdruck (pCO2)
  • der Standardbicarbonatgehalt (HCO3-)
  • die Sauerstoffsättigung (SpO2)
  • der Base-Excess (Basenabweichung, BE)
  • der Laktat (Lac)

Die Ergebnisse einer BGA dienen in der außerklinischen Intensivpflege vorrangig der Überwachung des Atem- und Stoffwechselsystems. Jede geschulte Pflegefachkraft kann eine Blutgasanalyse selbstständig durchführen und dokumentieren. Weiterhin hilft es den medizinischen Pflegefachkräften, die Wirksamkeit der verordneten Behandlung zu beurteilen.

Eine Pflegefachkraft mit blauem Handschuh hält eine Testkarte in der Hand. Im Hintergrund ist ein BGA-Gerät zu sehen.

Mittlerweile genügen wenige Tropfen Blut, um den Wert des Blutes schnell und präzise bestimmen zu können | © ZBI Gruppe

Wann wird eine Blutgasanalyse durchgeführt?

Eine Blutgasanalyse erfolgt im außerklinischen Setting immer nach ärztlicher Anordnung. Je nach hausinternen Pflegeleitlinien gibt es empfohlene Zeitpunkte, bei denen eine Blutgasanalyse sinnhaft sind. So ist nach jeder Therapieänderung, wie die Veränderung der Beatmungsparameter oder die Anpassung der Sauerstoff-Therapie, eine BGA indiziert. Im Verlauf der (pneumologischen) Langzeitrehabilitation kann es zu einer Beendigung der Beatmungstherapie kommen. Diese sollte mit mehreren Blutgasanalysen über mehrere Tage dargestellt werden. Damit wird der sichere Verlauf des Patienten bzw. der Patientin gewährleistet. Gleiches gilt bei einer geplanten Dekanülierung. Ebenso sollte bei einer akuten Verschlechterung des Vitalzustandes eine BGA durchgeführt werden. Eine regelmäßige Blutgasanalyse dient zudem als Verlaufskontrolle bei chronischen Atemwegserkrankungen (u.a. COPD).

Überwachung der (Be)-Atmung 

Sowohl auf Intensivstationen als auch in der außerklinischen Intensivpflege sind viele Menschen auf unterstützende Beatmungsgeräte, sog. Respiratoren, angewiesen. Mithilfe der regelmäßigen Messung der Blutwerte kann die Atmung und der Gasaustausch des Patienten bzw. der Patientin überwacht und ggf. wichtige Anpassungen der Atemunterstützung vorgenommen werden. So können schweren Atemwegsstörungen oder gar Atemversagen verhindert werden. Weiterhin kann die BGA bei der Entwöhnung von der Beatmung, dem sogenannten Weaningprozess, wertvolle Informationen über den Zustand des Patienten oder Patientin geben.

Überwachung der durchgeführten Sauerstoff-Therapie

Eine gute Sauerstoffversorgung im Blut und Gewebe ist lebenswichtig. In vielen Fällen wird, aufgrund des Krankheitsbildes, eine zusätzlich Sauerstoffgabe benötigt. Um den richtigen Flow zu applizieren, ist die Blutgasanalyse sehr hilfreich. Zudem kann im Krankheitsverlauf die Sauerstofftherapie anhand des Sauerstoffpartialdruckes (pO2) ärztlich angepasst werden. Gerade bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen ist die zusätzliche Gabe von Sauerstoff (O2) ein wichtiger Therapiebestandteil. Oftmals erfolgt die Zufuhr über 24 Stunden, die sogenannte Sauerstofflangzeittherapie (LTOT). Besonders bei Menschen mit Lungenerkrankungen, wie COPD-Patienten, besteht die Gefahr einer Hyperkapnie bis hin zur CO2-Narkose. Um dies zu vermeiden, sollte der Augenmerk vor allem auf die Konzentration von Kohlenstoffdioxid (pCO2) im Blut gerichtet sein.

Frühestmöglich Komplikationen vermeiden

Mittels der Blutgasanalyse gelingt es, verschiedene Beeinträchtigungen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Darunter zählen einerseits pulmologische Erkrankungen, wie Asthma bronchiale oder COPD aber auch Stoffwechselstörungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus oder Nierenerkrankungen. Selbst Herz-Kreislauferkrankungen und Infektionen können mithilfe einer BGA-Messung ermittelt werden. Die Ergebnisse ermöglichen in vielen Fällen eine rechtzeitige Intervention und Anpassung der notwendigen Therapie. 

Für die kapillare Entnahme des Blutes empfiehlt sich das Ohrläppchen | © ZBI Gruppe

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Durchführung der kapillaren Blutgasanalyse 

Um eine optimale Therapie und Versorgung unserer Patienten und Patientinnen zu ermöglichen, führen wir im Zentrum für Beatmung und Intensivpflege regelmäßig Blutgasanalysen durch. In der außerklinischen Intensivpflege erfolgt eine kapilläre BGA, da es keinen arteriellen Zugang gibt.

Der Patient bzw. die Patientin sollte ruhig sitzen oder liegen. Damit werden genauere Ergebnisse gewährleistet. In der außerklinischen Intensivpflege bieten sich besonders die Ohrläppchen (vorrangig) oder Fingerbeeren als Punktionsstelle an. Für die Punktierung des Ohrläppchens empfiehlt sich eine hyperämisierende Salbe, die die Durchblutung fördert. Durch den enthaltenen Wirkstoff erfolgt eine Gefäßerweiterung. Diese hat einen erhöhten Zustrom von arteriellem Blut in der Kapillare zur Folge.

Die ausgewählte Punktionsstelle wird sorgfältig mit einem antiseptischen Mittel gereinigt, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Die Punktion erfolgt mittels einer Safety-Lanzette. Das Blut wird normalerweise in einer Spritze oder einem speziellen Blutröhrchen (Kapillarröhrchen) gesammelt. Der erste Tropfen sollte, ähnlich wie bei der BZ-Messung, weggewischt werden. Während der Blutentnahme ist es wichtig, dass sich keine Luftblasen in der Blutprobe befinden. Diese können die Blutgaswerte und damit die Ergebnisse der BGA beeinflussen. Die Einstichstelle wird nach der Blutentnahme versorgt.

Das gewonnene Blut wird nun in ein Blutgasanalysegerät eingespeist. Dieses Gerät misst die Konzentrationen der einzelnen Parameter. Moderne Geräte liefern bereits innerhalb einer Minute die Ergebnisse. Diese Werte werden dann von dem behandelnden Arzt oder Ärztin sowie dem medizinischen Fachpersonal analysiert und mit dem Patienten bzw. der Patientin besprochen, damit ggf. eine Anpassung der jeweiligen Therapie erfolgen kann.

Eine Pflegefachkraft mit einem Blutgasanalyse-Gerät in der Hand bespricht mit einer im Bett liegenden Patientin die Werte

Analyse und Diagnostik der Blutuntersuchung helfen, den Therapieverlauf zu evaluieren | © ZBI Gruppe

Mögliche Komplikationen bei der Durchführung einer Blutgasanalyse

Die Risiken für Patienten bzw. Patientinnen sind in der Regel sehr gering. Bei einem sorgfältigen Vorgehen und einer sterilen Umgebung können Infektionen vermieden werden. Ebenso sind schwerwiegende Komplikationen wie eine Thrombose oder Nervenschädigungen eher selten. Trotzdem muss auch bei einer Blutgasanalyse auf die individuellen Vorerkrankungen der behandelnden Person geachtet werden. So sollte eine BGA bei Menschen mit Atemstörungen so schonend wie möglich erfolgen.

Eine Pflegefachkraft dokumentiert die Werte der Blutgasanylse in ein Dokumentationsblatt, im Hintergrund ein Blutgasanalyse-Gerät

Um Verläufe über Wochen und Monate darzustellen ist eine sorgfältige Dokumentation unerlässlich | © ZBI Gruppe

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Interpretation und Diagnostik der einzelnen Parameter

Die Beurteilung der Blutgasanalyse-Werte erfordert ein medizinisches Verständnis der einzelnen Parameter sowie deren Bedeutung für die Gesundheit des Patienten bzw. der Patientin. Wir geben dir hier einen Überblick über die gemessenen Schlüsselparameter und deren Interpretation bei einer Blutentnahme aus der Arterie:

pH-Wert

Der pH-Wert gibt an, ob das Blut sauer (niedriger pH-Wert), neutral (pH 7,4) oder alkalisch (hoher pH-Wert) ist. Ein normaler pH-Wert im arteriellen Blut liegt zwischen 7,35 und 7,45. Ein Wert außerhalb dieses Bereichs kann auf eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes hinweisen. Ein niedriger pH-Wert kann auf metabolische/respiratorische Azidose hinweisen. Ein hoher pH-Wert deutet auf eine metabolische/respiratorische Alkalose. 

Sauerstoffpartialdruck (pO2)

Der pO2-Wert gibt an, wie viel Sauerstoff im Blut gelöst ist. Ein normaler pO2-Wert im arteriellen Blut liegt normalerweise über 80 mmHg. Ein niedriger pO2-Wert kann auf Probleme mit der Sauerstoffversorgung hinweisen, wie z.B. Atemstörungen oder Beeinträchtigung der Lungenfunktion. Wobei hier zu erwähnen ist, dass der optimale pO2 vom Alter abhängig ist und bei Bedarf errechnet werden kann.

Kohlendioxidpartialdruck (pCO2)

Der pCO2-Wert gibt an, wie viel Kohlendioxid im Blut gelöst ist. Ein normaler pCO2-Wert im arteriellen Blut liegt normalerweise zwischen 35 und 45 mmHg. Ein erhöhter pCO2-Wert kann auf verminderte Atmung oder Atemprobleme hinweisen. Ein erniedrigter pCO2-Wert deutet auf eine erhöhte Atmung oder eine Hyperventilation hin. 

Bicarbonat (HCO3-)

Der Bicarbonatwert ist ein Maß für den Bikarbonat-Ionengehalt im Blut und für das Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt ein wichtiger Bestandteil. Abweichungen von diesem Bereich können auf metabolische Störungen hinweisen. 

Sauerstoffsättigung (SpO2)

Die Sauerstoffsättigung gibt an, wie viel Prozent des Hämoglobins im Blut mit Sauerstoff gesättigt ist. Ein normaler Wert liegt normalerweise über 95%. Ein niedriger Wert kann auf Sauerstoffmangel hinweisen.

Base Excess (Basenabweichung, BE)

Die Basenabweichung gibt Auskunft über den Überschuss oder das Defizit an basischen Komponenten im Blut und ist daher wichtig bei der Beurteilung des Säure-Basen-Haushaltes. Der Referenzbereich für BE liegt typischerweise zwischen -2 und +2 mmol/L. Ein positiver Wert (über +2 mmol/L) deutet auf einen Basenüberschuss hin, was in Zuständen wie metabolischer Alkalose gesehen werden kann. Ein negativer Wert (unter -2 mmol/L) weißt auf ein Basendefizit hin, was typisch für metabolische Azidose ist.

Laktatwert

Der Laktatwert kann in der außerklinischen Beatmungspflege wichtige Informationen über den Stoffwechselzustand des Patienten oder der Patientin liefern. Beispielsweise kann ein erhöhter Laktatwert auf eine gestörte Sauerstoffversorgung der Gewebe hinweisen. Bei beatmeten Menschen deutet dies auf Komplikationen wie eine unzureichende Beatmung, Überlastung der Atemmuskulatur oder eine ungenügende Sauerstoffaufnahme.

Wichtig: Die Interpretation der BGA-Ergebnisse sollte immer im Kontext der medizinischen Situation des Patienten oder der Patientin erfolgen. Zudem ist es wichtig, die Ergebnisse in Verbindung mit anderen klinischen Befunden und der Krankengeschichte des Patienten oder der Patientin zu betrachten. Abweichungen von den Normalwerten können zudem aufgrund des Alters und Geschlechts auftreten. Daher erfordert eine angemessene Behandlung eine genaue Diagnose und die Berücksichtigung aller Komponenten.


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