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Beim Debridement wird abgestorbenes Gewebe und Wundbelag entfernt, damit die Wunde besser verheilen kann ➤ Die einzelnen Verfahren hier im Überblick!

Inhaltsverzeichnis

Debridement / Wundtoilette: avitales Gewebe sicher entfernen & reinigen

Um chronischen Wunden fachgerecht behandeln zu können, kommt in der modernen Wundtherapie oft das Débridement zum Einsatz. Bei dieser medizinischen Behandlung wird abgestorbenes Gewebe, Krusten oder Fremdkörper aus einer Wunde entfernt. Diese Wundreinigung dient dazu, den Prozess der Wundheilung zu fördern und Wundinfektionen zu verhindern. Denn nur eine saubere Wunde kann heilen! Erfahre hier mehr über die Bedeutung von Débridement-Behandlungen sowie die verschiedenen Möglichkeiten.

Achtung! Die folgenden Bilder können verstörend wirken.

Übungsmodell Wunde mit scharfer Löffel und anderen chirurgischen Instrumenten

Zur Simulation ist ein Übungsmodell einer Wunde für das Agieren mit chirurgischen Instrumenten sehr hilfreich | © ZBI Gruppe

Was ist ein Debridement - Definition

Unter Débridement oder Wundtoilette versteht man die sorgfältige Entfernung von abgestorbenem oder infiziertem Gewebe oder Beläge (z. B. Nekrosen, Fibrin, Schorf und Krusten) aus einer Wunde oder einer Verbrennung zur therapeutischen Behandlung. Die Fachgesellschaft Initiative Chronische Wunde (ICW) e. V. definiert ein Débridement ausschließlich auf das Areal der Wundfläche [1]. Dieses Wundreinigung ist wichtig für die Förderung der Wundheilung, indem eine optimale Umgebung zum Wachstum für neues Zellgewebes geschaffen wird.

Für das Débridement können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen. Die Wahl der Methode hängt von mehreren Faktoren ab, wie z.B. der Art und Schwere der Wunde, dem Zustand des Patienten und der Einschätzung des medizinischen Fachpersonals. Das Debridement ermöglicht zudem eine genauere Beurteilung des Zustandes der Wunde und der Wundtiefe sowie des Vorhandenseins einer Infektion.

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Wann führt man ein Debridement durch

Das Ziel eines Débridements ist die Anregung und Förderung eines Heilungsprozesses für eine Wunde. Bei folgenden Krankheiten bzw. Verletzungen wird eine Wundversorgung mittels Débridement eingesetzt:

Der Zeitpunkt und die Methode des Débridements hängen von der Art und dem Zustand der Wunde ab und werden von einem Arzt oder einer medizinisch geschulten Fachkraft entsprechend beurteilt und festgelegt.

Achtung: Débridement und Wundreinigung können schnell verwechselt werden. Sie sind jedoch zwei verschiedene, aber miteinander verbundene Maßnahmen in der Wundversorgung. Während die Wundreinigung darauf ausgerichtet ist, Schmutz, Keime, Fremdkörper und andere Verunreinigungen aus der Wunde mittels Ausspülen bzw. Auswischen zu entfernen, zielt das Débridement auf die Beseitigung von abgestorbenen oder infizierten Gewebe oder Beläge (z. B. Nekrosen, Fibrin, Schorf, Krusten und Detritus) aus einer Wunde ab.

reizlose Wundverhältnisse einer Dekubitalulceration Kategorie II an der linken Gesäßhälfte

reizlose Wundverhältnisse einer Dekubitalulceration Kategorie II an der linken Gesäßhälfte | © ZBI Gruppe

unter Moleculight kritische Kolonisation durch Pseudomonas aeroginosa (cyanfarben)

unter Moleculight kritische Kolonisation durch Pseudomonas aeroginosa (cyanfarben), welches bei einem Verbandwechsel durch das mechanische Debridement beseitigt werden muss | © ZBI Gruppe

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Überblick über die einzelnen Débridement-Methoden

Es gibt verschiedene Débridementmethoden, da nicht alle Wunden und Patienten gleich sind. Die Wahl des Verfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen bestimmt die richtige Débridementmethoden die Wundsituation (Wundart, der Lokalisation, der Wundtiefe und Beschaffenheit der Wunde) und zum anderen Präferenzen und Erfahrungen des medizinischen Fachpersonals. Weiterhin müssen der Gesundheitszustand des Patienten sowie seine Schmerzempfindlichkeit berücksichtigt werden. Für die Entfernung von avitalem Gewebe aus Wunden stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung, darunter das autolytische, biochirurgische, chirurgische, enzymatische, mechanische, technisches sowie das ultraschall-assistierte Débridement.

Autolytisches Débridement

Bei einem autolytischen Débridement wird der Körper selbst zur Entfernung von abgestorbenem Material angeregt. Dabei wird ein feuchtes Wundverbandmaterial, wie bspw. Hydrokolloid- oder Hydrogel-Verbände, verwendet, um eine feuchte Umgebung in der Wunde zu schaffen. Diese feuchtigkeitsspendenden Gele und Wundauflagen fördern den natürlichen Abbau von abgestorbenem Gewebe, Gewebetrümmern, bzw. Beläge durch körpereigene Enzyme. Das autolytische Débridement ist zwar sehr schonend für die Wunde, aber auch sehr zeitintensiv.

Biochirurgisches Débridement (Madentherapie) 

Bei dem biochirurgisches Débridement werden steril gezüchteten Therapielarven, meist Fliegenlarven, auf die Wunde gesetzt. Diese Larven fressen das abgestorbene Gewebe, während sie Gesundes verschonen. Dieses Verfahren kann in bestimmten Fällen sehr effektiv sein und hat den Vorteil, dass es weniger Schmerzen verursacht.

Chirurgisches Débridement

Ein chirurgisches Débridement ist schnelle und invasive Methode zur Behandlung schwer infizierter oder tiefer Wunden. Es umfasst die vollständige Entfernung von avitalem Gewebe, was oft zu Gewebe- und Gefäßverletzungen mit Blutungen führt. Diese können durch manuelle Kompression oder spezielle Wundauflagen wie Alginat- oder Chitosan-Verbände gestillt werden. Bei größeren Wunden sollte das Débridement unter Anästhesie im Operationssaal erfolgen.

Zur Durchführung werden chirurgische Instrumente wie Skalpell, Pinzette, scharfe Löffel, Ringkürette und Präparierscheren verwendet. Besonders effektiv ist die scharfe Umschneidung mit einem Skalpell, während Scheren für die Präparation genutzt werden. Ringküretten sind dabei den scharfen Löffeln vorzuziehen.

Das chirurgische Débridement ist besonders effektiv bei der schnellen Entfernung von avitalem Gewebe und der Reduktion der Keimlast. Da jedoch eine präzise Selektion des zu entfernenden Gewebes schwierig ist und umliegende Gewebestrukturen verletzt werden können, sollte diese Methode nur eingesetzt werden, wenn andere Maßnahmen der Wundreinigung nicht ausreichen.

Enzymatisches Débridement

Das enzymatische Débridement ist eine effektive Methode zur Wundreinigung, besondere bei der Behandlung von Wunden mit hartnäckigen nekrotischen Belägen. Bei dieser Maßnahme werden spezielle Enzyme, wie Kollagenasen, auf die Wunde aufgetragen. Diese Enzyme lösen Beläge und Gewebereste auf und erleichtern ihre Entfernung bei der Wundbehandlung. Der Einsatz von spezifischen Enzympräparaten ermöglicht ein gezieltes und schonendes Débridement. Beim Einsatz dieser Wundtoilette ist auf den täglichen Verbandswechsel zu achten.

Mechanisches Débridement

Avitales Gewebe und Verunreinigungen wie Biofilm, Verbandrückstände und Detritus werden beim mechanischen Débridement mittels aseptischer Hilfsmittel (z.B.: Baumwollkompressen) entfernt. Zusätzlich können Pinzetten, Reinigungstücher sowie raue, offen- und grobporige Schäume oder Schwämme genutzt werden, um Wundbestandteile zu entfernen.

Ein weiteres Verfahren ist die Nass-Trocken-Phase (wet-to-dry-Methode). Hierbei werden Baumwollkompressen mit Wundspüllösung angefeuchtet auf die Wunde gelegt. Das avitale Gewebe trocknet aus, verhärtet und verklebt mit der Kompresse. Danach kann man diese dann mitsamt dem anhaftenden Material entfernen.

Technisches Debridement

Das technische Débridement nutzt hoch technologisierte Geräte wie beispielsweise Hydrochirurgie, -Lavage, Laser oder (Leistungs‑)Ultraschallgeräte zur präzisen Entfernung von abgestorbenem oder infiziertem Gewebe aus Wunden und dem Wundgrund.

Dazu gehört auch das hydrochirurgisches Débridement, welches mit einer Wundspüllösung unter hohem Druck verwendet. Das Ultraschall-assistierte Débridement nutzt hochfrequente Schallwellen und erzeugt Schwingungen, die das betreffende Gewebe ablösen. Präzession und gleichzeitig eine Blutstillung sind die Vorteile eines Laser-Débridement.

Technisches Débridements bieten vor allem bei komplexen oder empfindlichen Wunden eine Reihe von Vorteilen. Diese stehen jedoch hohe Anschaffungskosten und daher eine geringere Verfügbarkeit in medizinischen Einrichtungen gegenüber.

Dekubitalulceration der Kategorie IV vor dem scharfen Debridement

Dekubitalulceration der Kategorie IV vor dem scharfen Debridement | © ZBI Gruppe

Zustand des Dekubitulcera Kategorie IV nach dem chirurgischen Debridement

Zustand des Dekubitulcera Kategorie IV nach dem chirurgischen Debridement | © ZBI Gruppe

Durch- und Ausführung im Überblick

Debridement-Verfahrenausführende PersonenInfos zur Wundeverwendete InstrumenteAnmerkung
Autolytisches DébridementArzt, Pflegefachkraft, WundmanagerWundreinigung von Wunden mit mäßiger Nekrose und FeuchtigkeitHydrogele, HydrokolloideAnwendung bei schwach exsudierenden Wunden, dauert länger
Biochirurgisches DébridementArzt, Pflegefachkraft, WundmanagerReinigung von Wunden mit ausgedehnter NekroseSterile Maden (Larven)Effektive Wundreinigung, kann schmerzhaft sein | Madentherapie erfordert spezialisierte Schulung
Chirurgisches DébridementChirurg, ArztWundreinigung von schwer infizierten oder tiefen WundenSkalpell, scharfe Löffel, RingküretteSchnelle Entfernung von avitalen Gewebe, Risiken für umliegendes Gewebe | In der Regel unter Vollnarkose oder Lokalanästhesie; erfordert hohe Fachkenntnis
Enzymatisches DébridementArzt, Pflegefachkraft, WundmanagerReinigung von Wunden mit festsitzenden WundbelägenEnzyme, spezielle GelsGezielte Wundreinigung, Anwendung von Enzymen kann teuer sein und erfordert Kenntnis der Präparate
Mechanisches DébridementArzt, Pflegefachkraft, WundmanagerReinigung von Wunden mit locker haftenden WundbelägenSterile Kompressen, Faserpads, ScherenEinfach in die tägliche Wundversorgung zu integrieren
Technisches DébridementArzt, Pflegefachkraft, WundmanagerWundreinigung von komplexen oder chronischen WundenUltraschallgeräte, Hydrochirurgische Geräte, LaserEffektive Wundreinigung, erfordert spezielle Ausrüstung. Hohe Anschaffungskosten

In jedem Fall sollte das ausführende Personal über die erforderliche Schulung und Erfahrung verfügen, um die Débridement-Verfahren sicher und effektiv durchzuführen.

Zustand vor Anwendung des Debrtoms einer Dekubitalulceration Kategorie IV am Os sacrum

Zustand vor Anwendung des Debrtoms einer Dekubitalulceration Kategorie IV am Os sacrum | © ZBI Gruppe

Zustand der Decubitalulceration IV am Os sacrum Anwendung des Debritoms

Zustand der Decubitalulceration IV am Os sacrum Anwendung des Debritoms | © ZBI Gruppe

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Die Bedeutung des Débridements für die Förderung der Wundheilung

Ein Débridement trägt maßgeblich dazu bei, die Wundheilung zu beschleunigen und die Genesung von Patienten zu unterstützen. Die richtige Auswahl der richtigen Débridementmethode sichert zudem die Schonung des umliegenden gesunden Gewebes.

Achtung: Hat das Gewebe um die betreffende Stelle keine ausreichende Blutversorgung, kann ein Débridement die Wunde und den Wundgrund vergrößern bzw. schlimmstenfalls eine natürliche Heilung komplett stoppen. Daher ist eine vorherige Überprüfung der Wundränder unerlässlich!

Gerade Patienten in der Intensivpflege sind besonders anfällig für Druckgeschwüre, Dekubitus und andere chronische Wunden. Diese Wunden können sich schnell verschlimmern und zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Débridements bieten so eine effektive Lösung der Wundversorgung, um das avitales Gewebe, Nekrosen und Beläge zu beseitigen, die Wundumgebung zu optimieren und den natürlichen Heilungsprozess zu fördern. Dies ist entscheidend, um die Gesundheit und Lebensqualität der Patienten zu erhalten.

Tipp: Eine gute Ergänzung zur Wundtoilette stellt die Unterdrucktherapie, auch bekannt als VAC-Therapie, dar. Sie basiert auf dem Prinzip, durch ein kontinuierlich angewendetes Unterdrucksystem die Wundheilung zu beschleunigen. Die NPWT kann kann unterstützend bei mehreren Débridement-Verfahren eingesetzt werden: mechanisches Débridement, chirurgisches Débridement, enzymatisches Débridement sowie dem autolytisches Débridement. Wer mehr zu dieser Wundtherapie wissen möchte, empfehlen wir unseren Artikel VAC-Therapie/Unterdruck-Wundtherapie » So geht's!


FAQ

Wann ist ein Débridement bei chronischen Wunden notwendig?

Ein Débridement wird erforderlich, wenn chronische Wunden wie Dekubitus oder diabetische Fußgeschwüre abgestorbenes Gewebe, Beläge oder Nekrosen aufweisen. Durch die Entfernung dieser Gewebeteile wird die Wundheilung gefördert und das Risiko von Infektionen verringert.

Welche Débridement-Methode ist am schonendsten für den Patienten?

Das autolytische Débridement ist eine schonende Methode, bei der der Körper durch feuchte Wundauflagen selbst abgestorbenes Gewebe abbaut. Es ist zwar weniger invasiv und schmerzhaft, benötigt aber mehr Zeit im Vergleich zu anderen Verfahren.

Ist ein Débridement auch bei infizierten Wunden möglich?

Ja, bei infizierten Wunden kann ein Débridement erforderlich sein, um das infizierte Gewebe zu entfernen und den Heilungsprozess zu unterstützen. In solchen Fällen sind chirurgische oder mechanische Verfahren oft effektiver, da sie eine schnelle Entfernung ermöglichen.

Welche Risiken bestehen bei der Durchführung eines Débridements?

Die Risiken variieren je nach Methode, können aber Blutungen, Schmerzen oder die Schädigung gesunden Gewebes umfassen. Eine sorgfältige Durchführung durch geschultes Fachpersonal minimiert diese Risiken.

Kann ein Débridement den Heilungsprozess beschleunigen?

Ja, durch die Entfernung von abgestorbenem Gewebe schafft ein Débridement eine saubere Wundumgebung, die die Heilung fördert. Die Wahl der richtigen Methode trägt dazu bei, die Wundheilung zu beschleunigen und Komplikationen zu vermeiden.


Sebastian Kruschwitz ist Wundexperte ICW sowie Pflegetherapeut Wunde ICW. Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger ist außerdem Autor zahlreicher Publikationen zu den Themen Wundheilung und Wundversorgung. Er wurde 2023 in einem bundesweiten Wettbewerb zum beliebtesten Pflegeprofi Berlins gewählt. In der ZBI Gruppe leitet Sebastian seit vielen Jahren den Fachbereich Wundmanagement an unseren Standorten Berlin und Hamburg.


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Quellen:

[1] Positionspapier der Initiative Chronische Wunde (ICW) e. V. zur Nomenklatur des Débridements chronischer Wunden (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9085679/)

[2] Chronische Wunden: Diagnostik - Therapie - Versorgung von Joachim Dissemond, Knut Kröger, Initiative Chronische Wunden e.V. (https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=oYv5EAAAQBAJ&oi=fnd&pg=PP1&ots=KPSbKZ-d5_&sig=g00oS7pSMuKq4X0VSVKDKYcN8uM&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false)

 

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